„Hexenschuss: Ursachen, Symptome & schnelle Hilfe – was wirklich gegen die Schmerzen im unteren Rücken hilft“

Veröffentlicht am 1. Dezember 2025 um 06:43

Der Winter ist da – und mit ihm steigt die Wahrscheinlichkeit, plötzlich von einem Hexenschuss überrascht zu werden. Doch was steckt eigentlich hinter diesen akuten, einschießenden Rückenschmerzen?

Gute Nachrichten vorweg: Ein Hexenschuss (Lumbago) hat in der Regel nichts mit einem Bandscheibenvorfall zu tun. Stattdessen sind es vor allem plötzlich auftretende Verspannungen der Rückenmuskulatur, die den unteren Rücken schlagartig „blockieren“ und die typischen heftigen Schmerzen auslösen. Mehrere Faktoren machen uns im Winter besonders anfällig: Kälte, ungewohnte Belastungen, sowie ein generell reduziertes Bewegungsniveau. In diesem Artikel erfährst du, wie ein Hexenschuss entsteht, was im Körper dabei genau passiert und welche Maßnahmen wirklich helfen, damit du dich schnell und sicher wieder erholen kannst.

Frau hält sich den unteren Rücken, schmerzbedingt

Aber was ist denn nun eigentlich ein Hexenschuss?

 

Wohl alle kennen das: scheinbar aus dem Nichts überfallen einen so plötzliche und heftige Rückenschmerzen, dass jede weitere Bewegung fast unmöglich erscheint. Dieses Phänomen ist bereits seit dem Mittelalter bekannt. Damals sprach man im Volksmund von einem „Hexenschuss“, weil man sich die plötzlichen Schmerzen nur durch das Wirken übernatürlicher Kräfte erklären konnte.

 

Da die Beschwerden klassisch im Lendenbereich auftreten, heißt der Hexenschuss eigentlich fachsprachlich Lumbago – abgeleitet vom lateinischen lumbus („Lende“). Bei der Intensität, mit der die Schmerzen auftreten, ist es nur verständlich, sich Sorgen um ernsthafte Schäden zu machen. Verstehen wir jedoch, was unserem Rücken genau „einen Streich spielt“, können wir sicherer reagieren – und die Regenerationszeit deutlich verkürzen.

Bild von einer Schneeschaufel

Hintergrundwissen: Anatomie, Auslöser und Risikofaktoren

 

Ein Hexenschuss entsteht oft durch eine ungünstige Alltagsbewegung – zum Beispiel ein verdrehtes Heben oder eine abrupte Ausgleichsbewegung beim Stolpern. Auch ungewohnte Belastungen wie Schneeschaufeln oder Laubharken können der Auslöser sein. Zusätzliche äußere Faktoren wie Kälte oder Zugluft erhöhen das Risiko deutlich.

Hinzu kommen persönliche Risikofaktoren aus unserem Lebensstil: Wer viel sitzt und eine eher schwach ausgeprägte Core-Muskulatur im Rumpf hat, neigt eher zu Verspannungen und Fehlbelastungen.  Eingefahrene Bewegungsmuster reizen die Muskulatur zusätzlich. Stress und Schlafmangel versetzen den Körper in Alarmbereitschaft – die Muskelspannung steigt und der Rücken reagiert empfindlicher auf Belastungen.

 

Der eigentliche Mechanismus dahinter

Ein Hexenschuss ist im Kern ein Schutzreflex: Der Körper reagiert auf eine plötzlich als gefährlich eingestufte Bewegung mit einem starken Muskelkrampf, um die passiven Strukturen – also Wirbelgelenke, Bänder und Bandscheiben – zu schützen.

Normalerweise übernehmen die tief liegenden, lokal stabilisierenden Muskeln diese Aufgabe. Befindet sich die Wirbelsäule jedoch in einer ungünstigen Position (z. B. in Beugung, Überstreckung ggf. kombiniert mit einer Rotation), sind diese Muskeln „außer Gefecht“ und können ihre Aufgabe gar nicht übernehmen. Dann müssen größere Muskeln der nächsthöheren Muskelschicht einspringen – Muskeln, wie der M. quadratus lumborum oder der M. erector spinae, die eigentlich für Bewegungsausführung und nicht für die feine Stabilisation zuständig sind. Das führt oft zu einer sehr kräftigen, schmerzhaften Verspannung als Schutzreaktion. Durch diese massive Muskelspannung erhöht sich der Druck auf die Wirbelsäule. Dadurch können Nerven und umliegende Strukturen gereizt werden – und genau das verursacht die typischen, plötzlich einschießenden Schmerzen eines Hexenschusses.

Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall?

Ein Hexenschuss verursacht generell keinen Bandscheibenvorfall – und ein Bandscheibenvorfall verursacht nicht zwangsläufig einen Hexenschuss. Es sind zwei unterschiedliche Dinge:

  • Lumbago (Hexenschuss): akute, schmerzhafte Muskelverspannung im unteren Rücken

  • Bandscheibenvorfall: strukturelle Schädigung der Bandscheibe

Typische Symptome:

  • Lumbago: plötzlicher, stechender Schmerz, starke Bewegungseinschränkung

  • Bandscheibenvorfall: ausstrahlende Schmerzen ins Bein, Kribbeln oder Taubheitsgefühle
    → Hier ist unbedingt ärztlicher Rat notwendig.

Ein Hexenschuss klingt in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Wenn sich nach 3 Tagen keine deutliche Besserung zeigt, solltest du ebenfalls ärztlich abklären lassen, ob mehr dahintersteckt.

Frau lehnt sich auf einem Stuhl zurück und entspannt

Warum immer mehr Menschen betroffen sind

Unser moderner, bewegungsarmer Alltag – geprägt von langen Sitzzeiten und monotonen Belastungen – führt dazu, dass immer mehr Menschen von Rückenschmerzen betroffen sind. Zum einen schleichen sich schlechte Haltungsgewohnheiten ein, die die Aktivität der tiefen Rückenmuskulatur stark reduzieren. Zum anderen sind wir oft auf eine schnelle Lösung unserer Probleme angewiesen und behandeln bei Rückenthemen oft nur die Symptome, statt an der eigentlichen Ursache anzusetzen.

Eine der Hauptursachen ist zweifelsohne unsere oft geschwächte Körpermitte – das sogenannte Core-System.

Das Core-System: Warum ein gut trainierter Rumpf so wichtig ist

Die Muskeln des Core-Systems sind die eigentlichen Stabilisatoren der Wirbelsäule. Sie sichern den Rumpf im Hintergrund: Sie aktivieren sich automatisch und reflexartig, noch bevor eine Belastung überhaupt stattfindet – egal ob wir niesen, uns bücken oder eine Getränkekiste heben. Die entscheidenden tiefen Muskeln sind die M. multifidi, kleine Muskeln zwischen den Wirbeln. Gemeinsam mit dem Beckenbodendem Zwerchfell und dem tiefen Bauchmuskel (M. transversus abdominis) bilden sie eine schützende, innere „Corsage“ für unsere Wirbelsäule. Damit dieses System zuverlässig funktioniert, braucht es regelmäßiges Training. Nur ein gut koordiniertes und gestärktes Core-System kann schnell genug reagieren, um einen Hexenschuss zu verhindern.

Vernachlässigen wir hingegen diese tiefen Muskeln und verharren in einseitigen Bewegungsmustern, wird das Core-System zunehmend schwächer. Die möglichen Langzeitfolgen sind immer wiederkehrende Hexenschüsse, eine Überlastung der Wirbelsäule und schließlich akute oder sogar chronische Rückenschmerzen.

Frau auf der Yoga Matte in Mobilisation für den Rücken

Tipps & praktische Anleitung: 

Wenn der Hexenschuss erst einmal da ist, kommt es vor allem darauf an, dem Körper die richtigen Signale zu geben. Ziel ist, die schmerzauslösende Muskelspannung zu reduzieren, das Nervensystem zu beruhigen und die natürliche Beweglichkeit sanft wiederherzustellen.
Die folgenden Empfehlungen helfen dabei, schnell wieder in Bewegung zu kommen und weitere Reizungen zu vermeiden.

Was man bei einem Hexenschuss tun sollte

Wärme:
Wärmflasche, Kirschkernkissen oder Wärmepflaster entspannen die Muskulatur und verbessern die Durchblutung.

Leichte Bewegung:
Kurze Spaziergänge oder sanftes Bewegen im schmerzfreien Bereich verhindern, dass sich die Muskulatur weiter verhärtet.

Entlastende Positionen:
Bewährt hat sich z. B. die Stufenlagerung oder eine Seitenlage mit angezogenen Knien. Der Rücken kann so Druck abbauen.

Ruhige Atmung zur Muskelentspannung:
Eine tiefe, gleichmäßige Bauchatmung beruhigt das Nervensystem und senkt reflektorische Muskelspannung.

Sanfte Mobilisation:
Kleine, kontrollierte Bewegungen ohne Belastung (z.B. 'Katze & Kuh' im Vierfüßler)  helfen, den Schutzkrampf zu lösen.

Training der tiefen Muskulatur (sobald möglich) und das Erlernen einer gesunden Körperhaltung:
Frühzeitig – aber sanft – das Core-System wieder aktivieren, damit die inneren Stabilisatoren ihre Kraft zurückerlangen und ein gesundes Haltungsmuster in den Alltag integrieren, damit der Core seine Aufgabe besser übernehmen kann.

 

Was man vermeiden sollte

Längere Bettruhe:
Verstärkt die Muskelspannung und verzögert die Heilung.

Aggressive Techniken:
Hartes Einrenken oder intensive Massagen können den Schutzreflex verstärken.

Schweres Heben in den ersten Tagen:
Erhöht den Druck auf die gereizten Strukturen.

Starkes Dehnen im Schmerzbereich:
Kann die Muskulatur und betroffene Nerven zusätzlich reizen.

Langes Sitzen:
Sorgt für weitere Verkürzung und Druck im Lendenbereich.

Weitere hilfreiche Unterstützungen

Schuhe mit guter Dämpfung & Stabilität:
Besonders im Winter wichtig: rutschfest, warm und mit solider Dämpfung gegen Stoßbelastung.

Wärmegürtel:
Für draußen optimal, um die Lendenregion warm zu halten.

Ergonomisches Arbeiten:
Rückenfreundliche Höheneinstellungen, dynamisches Sitzen, regelmäßige und bewegte Pausen.

Wohldosiertes Kraft-Ausdauer-Training mit Integration des Core-Systems:
Verbessert Rumpfstabilität, Beweglichkeit, Körperwahrnehmung & Belastungsfähigkeit.

Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?

Folgende Warnsignale erfordern eine medizinische Abklärung:

  • ausstrahlende Schmerzen ins Bein

  • Taubheit oder Kribbeln

  • Lähmungserscheinungen

  • Störungen von Blase oder Darm

  • Verdacht auf Bandscheibenvorfall

Auch ohne gilt: Wenn sich nach 3–5 Tagen keine deutliche Besserung zeigt oder die Schmerzen zunehmend stärker werden, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Frau spaziert im Schnee mit dicker Jacke

Zusatznutzen: Präventive Maßnahmen für den Alltag

Ein Hexenschuss kommt zwar plötzlich, aber er lässt sich mit einfachen, alltagsnahen Maßnahmen gut verhindern. Entscheidend ist, Haltung und Core-System im Alltag bewusster einzusetzen, Fehlbelastungen zu vermeiden und den Körper gezielt zu stärken.

 

Alltagsbewegungen rückenschonend gestalten

Richtige Hebetechniken:
Lasten immer nah am Körper halten, aus den Beinen heben, Rücken neutral halten oder sich abstützen. Vor dem Heben: Core-Aktivierung.

Haltungsbewusstsein:
Im Alltag immer wieder kleine „Haltungs-Checks“: Füße gleichmäßig belasten, Brustbein leicht anheben, Schultern entspannt, Becken neutral. Kleine Anpassungen haben oft eine große Wirkung.

 

Prävention im Winter

Aufwärmen vor Schnee- oder Gartenarbeit:
2–3 Minuten Mobilisation (Becken, Hüfte, Brustkorb) reichen oft, um die Muskulatur reaktionsfähiger zu machen.

Kleidung & Wärmemanagement:
Der Lendenbereich sollte warmgehalten werden: Softshell, Nierenwärmer oder Layering helfen, die Muskulatur vor Kälte zu schützen.

Schneeschippen ohne Rundrücken:
Kleinere Schneemengen bewegen, auf langen Stiel achten und den Rücken so gut es geht neutral halten ohne in den Rundrücken zu fallen. 

 

Langfristige Prävention

Gesundes Körperhaltungstraining:
Ist der sicherste und schnellste Weg zu einem starken Rücken. Eine gesunde Haltung entlastet die Wirbelsäule nachhaltig und garantiert weniger Belastungen bei Alltagstätigkeiten.

Effektives Core-Training:
Ein gezielter Aufbau der tiefen, stabilisierenden Muskeln ist der Schlüssel zur Rückengesundheit. Eine gute Körperwahrnehmung und Ansteuerung hilft, sich im Alltag gesünder zu Bewegen.

Regelmäßiges Krafttraining:
Ein starker Rumpf, kräftige Beine und eine stabile Hüfte sind der beste Schutz vor Überlastungen und garantieren, dass eine gesunde Körperhaltung auch langfristig umgesetzt werden kann. Kleine Haltungsfehler werden besser ausgeglichen und fallen weniger ins Gewicht.

 

 

Fazit

Der Hexenschuss ist ein Weckruf an uns, den Fokus wieder verstärkt nach innen zu lenken, mehr die Ursachen statt die Symptome anzugehen und die kleinen Dinge zu ändern, damit der Alltag wieder leichter werden kann.


Die wichtigsten Erkenntnisse sind:

  1. Ein Hexenschuss ist meist ein Schutzreflex – kein struktureller Schaden.

  2. Wärme, leichte Bewegung und Entlastung fördern die schnelle Erholung.

  3. Prävention ist der beste Schutz: ein trainierter Rumpf, eine gesunde Haltung und bewusstere Bewegung im Alltag.

Wenn du jetzt deinen Rücken langfristig stärken und Hexenschüssen vorbeugen möchtest, starte unbedingt in mein Antara®-Training.
Ob im Coaching, Personal Training oder im Kurs: Hier lernst du, deine tiefen Muskeln gezielt zu aktivieren, deine Haltung zu verbessern und deinen Rücken stark für den Alltag zu machen, damit du zukünftig vom Hexenschuss verschont bleibst. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.